Abitur nachholen Erfahrungen

Sie möchten das Abitur nachholen und suchen nach Erfahrungen anderer Menschen, die sich dieser besonderen Herausforderung gestellt haben? Hier sind Sie goldrichtig, denn nachfolgend finden Sie die Erfahrungsberichte von zwei Menschen, die den Versuch gewagt haben, sich auf dem zweiten Bildungsweg auf die bundesweit anerkannte Abiturprüfung vorzubereiten. Ebenso vielfältig wie die Menschen sind dabei die zugrundeliegenden Motivationen sowie Wege, für die man sich entscheiden kann, wenn man das Abitur nachmachen möchte.

Erfahrungsberichte können bei der persönlichen Entscheidungsfindung eine große Hilfe sein und Interessierte dabei unterstützen, das Für und Wider abzuwägen. Allerdings darf man nicht vergessen, dass es sich um subjektive Meinungen handelt und jeder andere Erfahrungen macht. Jeder Mensch bringt andere Voraussetzungen mit und holt das Abitur unter anderen Umständen nach. Außerdem ist jeder Bildungsanbieter anders, so dass man die Erfahrungen seiner Mitmenschen nicht eins zu eins auf die persönliche Situation übertragen kann. Nichtsdestotrotz kann man von den Erfahrungen anderer profitieren, indem man sich ein paar Erfahrungsberichte zu Gemüte führt. Nachfolgend berichten zwei Menschen davon, wie sie den Wunsch, das Abitur nachzuholen, in die Tat umgesetzt haben.

Stephan (29): Abitur auf dem zweiten Bildungsweg per Abendschule nachholen

Mit Mitte 20 ist man natürlich noch nicht alt, aber zu alt für den Besuch eines klassischen Gymnasiums, um dort die allgemeine Hochschulreife anzustreben. Doch mit 25 Jahren wollte ich unbedingt das Abitur nachholen und musste mich somit nach geeigneten Alternativen umsehen. Ich wollte mich nicht länger darüber ärgern, dass ich nach dem Realschulabschluss nicht weitergemacht, sondern eine Berufsausbildung gemacht habe. Nach zehn Jahren Schule konnte ich es gar nicht abwarten, ins Berufsleben einzusteigen und endlich mein eigenes Geld zu verdienen. So habe ich die Ausbildung zum Industriekaufmann absolviert und bin seitdem in diesem Beruf tätig. Grundsätzlich habe ich meine Berufswahl nicht bereut, aber oft habe ich mir gewünscht, Abi gemacht zu haben, um studieren und so die Basis für einen Aufstieg ins Management schaffen zu können.

Dann habe ich mit 26 Jahren den Entschluss gefasst, das Abitur nachzuholen und mich am Abendgymnasium angemeldet. Meine Freunde haben ganz schön blöd geguckt und zum Teil nicht verstanden, warum ich mir das antun will, schließlich könnte ich berufsbegleitend an verschiedenen Weiterbildungen teilnehmen und mich so weiterentwickeln. Für mich stand aber fest, dass ich Abi trotz Beruf machen wollte. Mit der allgemeinen Hochschulreife hat man alle Möglichkeiten. In den vergangenen Jahren habe ich dreimal in der Woche die Schulbank gedrückt und mich an den restlichen Tagen den Hausaufgaben oder dem Lernen gewidmet. Oft war das eine ganz schöne Quälerei, schließlich muss ich auch im Job funktionieren. Anfangs habe ich die daraus resultierende Doppelbelastung unterschätzt, aber Aufgeben war keine Option, obwohl viele meiner Klassenkameraden im Laufe der Zeit das Handtuch warfen, weil es einfach zu viel wurde.

Vor ein paar Wochen wurde ich für meine Mühen belohnt und habe das Abitur bestanden. Es war ein hartes Stück arbeitet, aber es hat sich gelohnt. Meine Erfahrung hat mir gezeigt, dass man auch auf Umwegen alles schaffen kann. Jetzt habe ich mich an einer Fernhochschule für den Bachelor BWL eingeschrieben, denn trotz der Strapazen war das Lernen neben dem Beruf eine tolle Sache.

Nicole (42): Als Mutter das Abitur im Fernstudium nachholen

Mit der Geburt der Zwillinge vor drei Jahren hat sich mein ganzes Leben grundlegend verändert. Zuvor war ich im Einzelhandel tätig, doch jetzt bin ich mit Leib und Seele Mutter. Dank des guten Jobs meines Mannes können wir es uns glücklicherweise leisten, dass ich erst einmal Zuhause bleibe und mich um die Kinder kümmere. Eine Rückkehr in meinen alten Beruf kann ich mir mittlerweile nicht mehr vorstellen, aber in ein paar Jahren will ich natürlich wieder arbeiten. Es musste also eine Veränderung her. Durch die Mutterrolle hat sich meine Sicht auf viele Dinge verändert, so dass ich mir wünsche, dass meine Kinder das Abitur machen, vielleicht studieren und später einen Beruf erlernen, der sie erfüllt. All das kann ich von mir selbst nicht behaupten, denn nach dem Hauptschulabschluss machte ich die Ausbildung zur Verkäuferin, weil ich auf keinen Fall länger zur Schule gehen wollte.

Nun habe ich mit dem Fernabitur begonnen und will per Fernstudium das Abitur nachholen. Anders wäre das Ganze mit zwei kleinen Kindern wohl auch kaum möglich, denn an der Fernschule kann ich zeit- und ortsunabhängig lernen. Auch wenn ich noch nicht so lange dabei bin, kann ich sagen, dass es eine immense Umstellung ist, sich nach Jahren wieder mit Mathematik, Chemie, Deutsch und Englisch zu befassen. Aber ich will meinen Kindern ein gutes Vorbild sein und das Abitur nachmachen, um nach der Familienphase einen beruflichen Neustart hinlegen zu können.